März 2011: Selektiver Mutismus bei Kindern - Informationsveranstaltung für Ärzte und Pädagogen
Informationsveranstaltung zum selektiven Mutismus bei Kindern
Lea war schon immer ein stilles und eher schüchternes Kind. Fremden gegenüber war sie häufig sehr zurückhaltend und sprach wenig bis gar nicht. „Mit 2 Jahren ist das doch noch vollkommen normal, im Kindergarten wird das bestimmt anders!“, hörten ihre Eltern immer wieder von der Familie oder Freunden. Zwei Monate nach Kindergartenbeginn kam die Erzieherin auf die Eltern zu: „Ist Lea immer so schüchtern? Sie spricht gar nicht mit uns! Meist sehe ich sie alleine am Tisch sitzen. Sie traut sich gar nicht, andere Kinder anzusprechen. Ich glaube, ich habe sie auch noch nie sprechen hören.“ Die Eltern waren völlig erstaunt über das, was sie gerade hörten. Lea war zwar schüchtern, aber zuhause doch ein vollkommenen normales Kind. Manchmal hörte sie sogar gar nicht mehr auf zu quasseln.
Kommt Ihnen diese Geschichte bekannt vor? Haben Sie selbst schon einmal ein Kind wie Lea kennengelernt oder Ähnliches von Eltern berichtet bekommen?
Leas konsequentes Schweigen im Kindergarten weist auf einen so genannten selektiven Mutismus hin. Dieser ist gekennzeichnet durch ein Schweigen des Kindes in bestimmten sozialen Situationen, obwohl es zum Beispiel zuhause vollkommen unbefangen spricht. In Momenten des Schweigens wirken betroffene Kinder häufig erstarrt und eingefroren. Viele haben Schwierigkeiten damit, Blickkontakt zu halten und wenden sich vom Gegenüber eher ab. Dies löst Unsicherheit, Unverständnis und manchmal sogar Wut beim Gegenüber aus. Warum spricht das Kind nicht mit mir? Warum ist es so bockig? Mag es mich etwa nicht? Kinder schweigen jedoch nicht bewusst oder gar mit Absicht. Vielmehr fehlt ihnen das notwendige Wissen, in sozialen Situationen mit anderen Menschen umzugehen. Häufig wünschen sich betroffene Kinder sogar, mit dem Gegenüber in Kontakt zu treten, wissen jedoch einfach nicht wie. Doch was tun mit betroffenen Kindern?
Wir möchten Sie darüber informieren, wie Sie betroffene Kinder in Ihrem beruflichen Alltag erkennen können und welche Unterstützungsmöglichkeiten es für betroffene Kinder und ihre Familien gibt.
Wann und wo:
Mittwoch, den 17.03.2011
14.00 – 16.00 Uhr
Praxis für Sprachtherapie Tanja Filthaut
Die Veranstaltung richtet sich an:
Ärzte und Pädagogen
Referentin:
Anja Kresse (B.A. Rehabilitationspädagogik, akademische Sprachtherapeutin) ist Mitarbeiterin des Sprachtherapeutischen Ambulatoriums der TU Dortmund. Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: selektiver Mutismus bei Kindern und Jugendlichen, Spracherwerbsstörungen, Lese-Rechtschreibstörungen.
Kontakt:
anja.kresse@tu-dortmund.de