Presseartikel: Puppenspiel muss authentisch sein
Der Mendener Puppenspieler Bodo Schulte war für zwei Tage Gast in der Praxis für Sprachtherapie Tanja Filthaut und schulte insgesamt zehn pädagogische Fachkräfte im Spiel mit der Klappmaulpuppe.
Die meisten kennen Ernie und Bert oder Miss Piggy und Kermit den Frosch – all diese Figuren sind berühmte Vertreter der so genannten Klappmaulpuppe. Klappmaulpuppen finden ihren „Arbeitsplatz“ meist im Fernsehen und auf der Bühne – manchmal aber auch in der therapeutisch-pädagogischen Arbeit mit Kindern.
Durch ihre Arbeit mit sprechängstlichen Kindern ist die Mendenerin Tanja Filthaut mehr und mehr mit dem Puppenspiel in Berührung gekommen und hat den Wert dieses Mediums schätzen gelernt: „Sprechängstlichen oder schüchternen Kindern, die sich zunächst schwer tun, Kontakt mit dem Therapeuten aufzunehmen, kann die Puppe eine ,Brücke’ zur Beziehungsaufnahme bauen.“
Puppen können das Verhalten eines Kindes „spiegeln“, also zum Beispiel auch ängstlich sein. Somit erfährt das Kind eine Art Solidarität und bekommt die Möglichkeit, die Figur als Modell zu nehmen: Die Puppe hat Angst – sie öffnet sich nach und nach, macht die Erfahrung, dass die Situation ungefährlich ist und fängt an, frei zu agieren. In diesem Zusammenhang machen Tanja Filthaut und ihr Team immer wieder die Erfahrung, dass eine Puppe deutlich überzeugender auf die Kinder wirkt als die Überredungskünste von Erwachsenen.
Auch wir Erwachsenen kennen die Faszination, die von Klappmaulpuppen ausgeht, erklärt Tanja Filthaut: „Der Blick des Betrachters löst sich vom Puppenspieler und fokussiert die Figur. Sie wirkt auf uns und wird lebendig: Charaktereigenschaften, Marotten, Gefühle und Ziele der Figur werden sichtbar und nicht nur von Erwachsenen, sondern auch von Kindern intuitiv erfasst.“ Dieses Phänomen der Fokussierung sei vor allem in der therapeutischen Arbeit mit Kindern mit Aufmerksamkeitsstörungen von unschätzbarem Wert. Die Kinder lernen ihren Blick, ihre Konzentration und Aufmerksamkeit zu richten, zu halten und zu genießen. Die dabei entstehenden Bilder in den Köpfen des Betrachters fördern lern- und sprachpsychologische Prozesse. Nicht zuletzt können im Puppenspiel Kommunikationssituationen gestaltet werden, die den Transfer von Lerninhalten in die Alltagssituation vorbereiten.
Um diese Ziele zu erreichen, muss man allerdings eine Puppe so spielen können, dass sie nicht „puppig“ wirkt, sondern zu einer lebendigen Figur wird. Sie muss authentisch werden, sonst bleibt das ganze unglaubwürdig und „seelenlos“. Hier hat Bodo Schulte das Team nicht nur theoretisch, sondern auch durch viele praktische Übungen sensibilisiert und auf den Weg gebracht: „Den Luxus, einen so kompetenten und renommierten Referenten wie Bodo Schulte zu Gast zu haben, haben alle Teilnehmer sehr zu schätzen gewusst.“
wp