Presseartikel zur Inhouse-Fortbildung im April 2012: Richtig lesen lernen - aber wie?
Alle Kinder wollen lesen! Zeigen Kinder kein Interesse oder sogar Abneigungen, steckt nicht einfach „Faulheit“ sondern meistens „Frust und Resignation“ aufgrund einer Lesestörung dahinter. Am vergangenen Wochenende referierte Prof. R. Werth von der LMU-München über Ursachen, Diagnose- und Therapiemöglichkeiten für Kinder mit Lesestörungen.
Die Behandlung von Kindern mit Lesestörungen ist unser „tägliches Brot“ so die Mendener Sprach- und Lerntherapeutin Tanja Filthaut, die auch Veranstalterin der Fortbildung war. „Doch sowohl bei der Diagnostik als auch bei der Behandlung dieses hochkomplexen Störungsbildes müssen und können wir noch viel dazu lernen“ , führt die Therapeutin fort. Aus diesem Grunde hat sich ein kleiner Expertenkreis am Samstag und Sonntag in der Praxis Filthaut versammelt, um sich durch den Mediziner und Neuropsychologen Prof. Reinhardt Werth auf den neuesten Stand der Wissenschaft bringen zu lassen.
Alle Menschen dieser Welt verfügen grundsätzlich über die neuro-biologischen Voraussetzungen zum Lesen lernen. 6-10% der Menschen aber können dies nicht oder nicht ausreichend, obwohl sie intellektuell völlig normal oder sogar überdurchschnittlich begabt sind. Diese Menschen haben eine sogenannte Dyslexie oder auch Lesestörung.
„Eine solche Teilleistungsstörung zu diagnostizieren ist uns mit Hilfe standardisierter Verfahren schnell möglich, doch nicht immer gelingt eine Aufdeckung der eigentlichen Ursachen. Deshalb können unsere sonst überaus gewinnbringenden Therapieansätze bei manchen Kindern nicht ausreichend fruchten.“ fügt Tanja Filthaut an. Das Seminar hat sich auf eben diese Ursachenklärung konzentriert: Werth fordert bei der Behandlung der Lesestörung stärker die visuellen Wahrnehmungsleistungen – also die Sehverarbeitung- zu untersuchen. Geklärt werden muss, wie viele Buchstaben ein Schüler simultan erkennen kann, wie viel Zeit er hierfür benötigt und ob die Blickmotorik ausreichend koordiniert ist. Dabei ist der Zeitfaktor enorm wichtig: Passen die zeitlichen und strukturellen Anforderungen, die durch den Pädagogen oder auch den Text gestellt werden, nicht zu den Sehleistungen des Kindes, so führe man das Kind geradezu in eine Lesestörung hinein, so eine wichtige Erkenntnis des Seminars.
Lesestörungen gehören zu den gravierendsten Lernstörungen im Schulalltag, da sie das Lernen in allen Fächern belasten können.
„Durch das von Prof. Werth konzipierte Computerverfahren ist es uns nun noch besser möglich, visuelle Ursachen der Lesestörungen in der Therapie aufzudecken und zu berücksichtigen. Das Seminar war für uns ein voller Erfolg.“ , so das Resümee der Veranstalterin.